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We have some great news…

@ Jose Antonio Gallego Vázquez/Pexels

 

Knowledge is one of the few resources that is not consumed through use. On the contrary: by using our knowledge to explore and better understand the world we live in, by sharing our knowledge and making it available to others, it continues to grow. 

At 42, it has always been important to us to facilitate the transfer of knowledge between research and society – and to provide you with ten exciting, surprising, multifaceted scientific perspectives on a major topic in each of our issues. With issue #5 it was time for us to take a new step: We are very pleased to officially launch our collaboration with Slanted Publishers. The international publishing and media company based in Karlsruhe is particularly well known for its bi-annual and award-winning Slanted Magazine, which reports on international developments in design and culture. Together we want to develop 42 further and make it accessible to a wider readership. 

Slanted will especially be responsible for the new look of 42 and the distribution of the print format. Our interview concept still holding, the only conceptual change is that from now on we will focus on the German and English languages. With an increased focus on the print format, both languages will in future be combined in one printed magazine. “We are very much looking forward to further develop the magazine together with the 42 team and to create additional reach” says Julia Kahl, co-founder of Slanted Publishers.

And so are we!

Wir haben großartige Neuigkeiten…

@ Jose Antonio Gallego Vázquez/Pexels

 

Wissen ist eine der wenigen Ressourcen, die sich durch Nutzung nicht verbraucht. Im Gegenteil: Indem wir unser Wissen nutzen, um die Welt, in der wir leben, zu erforschen und besser zu verstehen, indem wir unser Wissen teilen und anderen zugänglich machen, wächst es stetig weiter.

Bei 42 war es uns immer wichtig, den Wissenstransfer zwischen Forschung und Gesellschaft zu erleichtern – und euch in jeder unserer Ausgaben zehn aufregende, überraschende, vielseitige wissenschaftliche Perspektiven auf ein großes Thema zu liefern. Für Ausgabe 5 war es dabei für uns an der Zeit, einen neuen Schritt zu gehen: Wir freuen uns sehr, unsere Zusammenarbeit mit Slanted Publishers offiziell zu machen. Das internationale Verlags- und Medienhaus mit Sitz in Karlsruhe ist besonders bekannt für das halbjährlich erscheinende und preisgekrönte Slanted Magazine, das über internationale Entwicklungen in Design und Kultur berichtet. Gemeinsam wollen wir 42 weiterentwickeln und einer breiteren Leserschaft zugänglich machen.

Slanted wird dabei unter anderem ein neues Gewand für 42 schneidern und den Vertrieb übernehmen. Unser Interview-Konzept bleibt so, wie ihr es kennt – einzige konzeptionelle Änderung ist, dass wir uns von nun an auf die Sprachen Deutsch und Englisch fokussieren. Bei einem verstärkten Fokus auf das Print-Format werden in Zukunft beide Sprachen in einem gedruckten Heft kombiniert.

„Wir freuen uns sehr darauf, das Magazin gemeinsam mit dem 42-Team weiterzuentwickeln und neue Sichtbarkeit zu schaffen“, sagt Julia Kahl, Mitbegründerin von Slanted Publishers. Und wir freuen uns auch sehr!

@geralt/Pixabay

In fortytwo’s nutshell – September Edition

@geralt/Pixabay

 

Die letzte Presseschau über den Klimawandel fasst die Klimakrise noch mal zusammen. Sie macht deutlich, dass die Klima-Krise auch während der Corona-Pandemie nicht zu vernachlässigen ist. Gerade die steigende Hitze bedroht die Natur, damit Tiere (wie zum Beispiel Fische) und uns Menschen. Er bleibt eine Gefahr für die Welt. Warum sich trotzdem nur so wenig ändert, zeigt eine aktuelle Recherche von Correctiv zu den Kohlebeteiligungen in NRW. Die letzte Klima-Presseschau:

Handeln statt Resignation

Die Zeit stellt fest, dass das Bewusstsein für den Klimawandel durch die Corona-Pandemie in den Hintergrund rückt. Die diesjährigen Hitzewellen seien wesentlich heftiger als in den Jahren zuvor, was sich besonders deutlich nördlich des Polarkreises zeigt. Dort wurden diesen Sommer Temperaturen von 38 Grad Celsius gemessen. Statt Resignation und Akzeptanz wird Handeln gefordert, um weitere Hitzerekorde zu vermeiden.

Hitze bedroht Fische

Der Klimawandel macht sich nicht nur durch steigenden Temperaturen und lang anhaltende Hitzewellen bemerkbar, sondern auch – für uns Menschen nicht so offensichtlich – im Meer. Der Deutschlandfunk weist auf schrumpfende Fischbestände durch die Erwärmung der Meere hin. Folgen des von der WWF-Studie prognostizierten Rückgangs von Sardinen, Thunfisch und Co. sind neben der Gefährdung mariner Ökosysteme auch Einkommenseinbußen bei Kleinfischereien.

Schlechte Laune wegen Hitze

Die Hitze kann aber auch für uns Menschen gefährlich werden. Im direkten Zusammenhang besonders für ältere Menschen. Im Jahr 2018 zählte das Robert Koch Institut rund 500 Hitzetote in Deutschland. Ursachen: Herz, Kreislaufstörungen, Nierenversagen, Atemwegserkrankungen und Schlaganfälle. Klingt logisch. Laut einer südafrikanischen Studie kommt jedoch eine weitere Todesursache hinzu: Mord.

Mit steigenden Temperaturen wächst demnach auch die Mordrate. Hitze kann aggressiv machen. Das belegen auch weitere Beobachtungen, wie dass es bei Demonstrationen häufiger Ausschreitungen gebe, wenn die Temperatur steigt. Klar ist hierbei, es gibt weitere Faktoren für solche Situationen. Aber Hitze beeinflusst unsere Laune. Das liegt zum Beispiel am Botenstoff (Serotonin), der wird bei heißeren Temperaturen weniger produziert. Als Folge nimmt unsere gute Laune ab. Wieder mal ein Beispiel dafür, dass wir Menschen nicht für Hitzerekorde gemacht sind.

Dreckige Beteiligungen der Kommunen

Aber warum ändert sich so wenig, wenn der Klimawandel Menschen und Tiere bedroht? Die Energiewende sollte zum Beispiel auch Angelegenheit der Kommunen sein. Nur haben diese in NRW gar kein Interesse an einem Wandel. Häufig besitzen die Städte selbst noch Aktien der Kohlekraftwerke, welche Pressesprecher bei offiziellen Presseanfragen teilweise vergessen zu erwähnen. Die Städte profitieren zum Teil heute noch von der Kohle. Eine Recherche, die zeigt, weshalb auch vor der eigenen Haustür, ein Umstieg auf grüne Energie so schwer fällt. Und wie sieht es in der eigenen Stadt aus? Für NRW kann das im Artikel herausgefunden werden.

Zum Schluss: 10 Fakten zum Klimawandel

Und auch wenn der Klimawandel immer häufiger Thema ist, manchmal ist es nicht ganz einfach, ihn zu verstehen. Viele Meinungen werden dazu veröffentlicht. Manchmal fragt man sich selbst: Sind Temperaturschwankungen nicht doch normal? Und wie hängt noch mal der Temperaturanstieg mit den Emissionen zusammen? Und wie viel bringt das Engagement des Einzelnen?

All das sind Fragen, die in dem Artikel der Zeit beantwortet werden. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Fakten zum Klimawandel ganz kompakt. Und da dies die letzte Presseschau zum Klimawandel ist und ihr nicht alles vergessen wollt, frischt euer Wissen doch damit noch mal auf.

 

Von Neele Mühlhoff und Sophia Stahl

Forschungszentrum Jülich

“Ein klassischer Computer ist salopp gesagt eine rechnende Heizung”

@Forschungszentrum Jülich/ Ralf-Uwe Limbach

 

Während der Corona-Krise ist die Digitalisierung weiter vorangeschritten. Meetings, Uni-Kurse oder der Schulunterricht fanden online statt. Zwar sind Videokonferenz umweltfreundlicher als ein physisches Treffen, aber ein erhöhter Daten- und Stromverbrauch ist trotzdem eine Belastung für den Planeten. Denn auch Rechenzentren haben einen ökologischen Fußabdruck.

Bereits 2015 rechnete eine schwedische Studie ein Worst-Case Szenario aus: Bis 2030 sollen Kommunikations-Technologien 51% des weltweiten Stromverbrauchs und 23% des vom Menschen verursachten CO2-Ausstoßes ausmachen, wenn kein ausreichender technologischer Fortschritt gemacht wird.

Eine Hoffnung, die hoch gehandelt wird, sind Quantencomputer. Laut einer Google-Studie aus dem Jahr 2019 sollen Quantencomputer komplizierte Rechnungen, für die aktuelle Supercomputer 10.000 Jahre braucht, innerhalb von Minuten lösen – und dabei weniger Energie verbrauchen.

Grafik: Ella Steiner

42 hat Professor Frank Wilhelm-Mauch zum Thema Quantencomputer und Energieeffizienz befragt. Er ist Leiter des Institutsbereichs für Quantum Computing Analytics am Forschungszentrum Jülich, das sich derzeit zum Zentrum der Quantencomputer-Forschung in Deutschland entwickelt. Denn hier soll aus den Einzelteilen, die in Schweden, der Schweiz, Finnland und Deutschland entwickelt wurden, der erste Quantencomputer Europas zusammengesetzt werden.

42: Sind Quantencomputer wirklich energieeffizienter als normale Computer?

Prof. Wilhelm-Mauch: Ein klassischer Computer ist salopp gesagt eine rechnende Heizung. Er erzeugt viel Entropie. Das ist Energie, die irreversibel verloren geht, hier in Form von Wärme. Quantencomputer können nur bei Tiefsttemperaturen stabil arbeiten. Ein Quantencomputer kann (und muss) deshalb fast ohne Entropieerzeugung auskommen. Um den Quantencomputer am Leben zu halten, müssen wir dafür sorgen, dass in seiner Nähe keinerlei Energie verschwendet wird. Energieeffizienz und Quantencomputer gehen also Hand in Hand.

42: Heißt das, dass Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei Ihrer Forschung zu Quantencomputern ein zentrales Thema sind? Oder handelt es sich eher um ein Nebenprodukt?

Prof. Wilhelm-Mauch: Die Priorität ist im Augenblick, einen funktionierenden Quantencomputer zu bauen. Aber um das zu erreichen, setzen wir uns mit einer ganzen Reihe von Fragestellungen auseinander, die mit Energieeffizienz zu tun haben.

Ein gutes Beispiel ist die Hardware von Quantencomputern. Ich arbeite derzeit an supraleitenden Chips. Diese funktionieren nur bei sehr niedrigen Temperaturen. Energetisch gesehen gibt es da eine gewisse Grundlast, da eine Kältemaschine benötigt wird, die aber sehr energieeffizient ist, wenn sie erst einmal heruntergekühlt ist. Diese Maschinen haben aber auch große Probleme, Wärme abzuführen. Das heißt, ich muss möglichst wenig Wärme, möglichst wenig Energie auf meinem Quantenchip erzeugen, da ich sonst meine Tiefkühlumgebung und damit meine Quanteninformationen zerstören würde.

Wir achten deshalb schon möglichst früh in unserer Forschung zum Quantenchip darauf, keinerlei Energie zu vergeuden.

Forschungszentrum Jülich/ Ralf-Uwe Limbach

Forschungszentrum Jülich/ Ralf-Uwe Limbach

42: Wo können Quantencomputer in einer nachhaltigeren Welt noch eine Rolle spielen?

Prof. Wilhelm-Mauch:Man könnte sie nutzen, um andere Quantensysteme, zum Beispiel Moleküle, digital zu simulieren. Das ist sehr interessant für die Groß- und Prozesschemie. Denn hier ist es wichtig zu verstehen, wie ein chemischer Prozess abläuft. Ein optimierter Prozess kann auch CO2-Emissionen senken.

Ein Beispiel ist die Stickstofffixierung, die zum Herstellen von Düngern wichtig ist. Wenn man Luftstickstoff binden will, muss man eine Dreifachbindung aufbrechen. Derzeit verwenden Menschen dafür das sogenannte Haber-Bosch-Verfahren, das künstliche Dünger erst möglich gemacht hat, jedoch enorm hohe Temperaturen erfordert und eine große Menge CO2 erzeugt.

Pflanzen schaffen den gleichen Prozess jedoch mit ihrem Blattgrün bei Zimmertemperatur. Und man versteht trotz jahrzehntelanger Forschung nicht genau, wie sie das machen. Quantencomputer können helfen, diesen Prozess zu modellieren. Wenn man das Geheimnis der Pflanzen lüftet, könnte man mit einem solchen Niedrig-Temperatur-Prozess viel Energie und CO2 einsparen. Für klassische Computer sind solche Berechnungen völlig außer Reichweite. Deutsche Firmen wie BASF sind übrigens deshalb sehr an Quantencomputern interessiert, da sie auch das wirtschaftliche Interesse haben, weniger Energie zu verbrauchen.

Forschungszentrum Jülich

42: Wann können wir mit Quantencomputern für einen großen Teil der Bevölkerung rechnen bzw. wann werden die ersten Auswirkungen spürbar?

Prof. Wilhelm-Mauch: Das würden wir alle gerne wissen. Bis Quantencomputer zu Hause unter dem Schreibtisch stehen, wird noch viel Zeit vergehen. Aber hoffentlich wird man in den nächsten 10 bis 15 Jahren Produkte sehen, bei deren Entwicklung Quantencomputer eine Rolle gespielt haben.

Meine Vermutung ist, dass Quantencomputer sich als Erstes im Hintergrund bemerkbar machen, zum Beispiel in Datenzentren. Eine Einsatzmöglichkeit sehe ich bei Routenplanungen für Staus. Das sind Fragestellungen, bei denen Optimierungsbedarf herrscht. Normale Computer bekommen das vielleicht schon hin, aber sie brauchen dafür fünf Stunden, was ja bei Staus durchaus relevant ist. Ich bin zuversichtlich, dass ich das noch erlebe!

Forschungzentrum Jülich

Forschungszentrum Jülich/ Ralf-Uwe Limbach

Zur Person: Prof. Frank Wilhelm-Mauch ist Leiter des Institutsbereichs für Quantum Computing Analytics am Forschungszentrum Jülich. Seit Oktober 2018 koordiniert er das Projekt OpenSuperQ als Teil einer großangelegten europäischen Quanten-Initiative mit dem Ziel einen europäischen Quantencomputers am Forschungszentrum Jülich zu bauen.

 

Von Ella Steiner

@Ralf Kunze/Pixabay

In fortytwo’s nutshell – August Edition

@Ralf Kunze/Pixabay

 

Die Auswirkungen des Klimawandels lassen sich besonders stark im Sommer wahrnehmen, denn die warme Jahreszeit, wie wir sie kannten, scheint es so nicht mehr zu geben. Jennifer Wiebking, Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, schreibt über die gemischten Gefühle, mit der sie der Sommerzeit nun begegnet. Sie schaut auf die neuen Realitäten, welche die heißen Sommer der letzten Jahre mit sich brachten und schreibt: „[…] das diffuse Gefühl, dass der Sommer mehr Anlass zur Sorge als zur Freude bietet, dass der letzte unbeschwerte Sommer der vergangene gewesen sein könnte, wird auf einmal konkreter.“ Die New York Times geht noch einen Schritt weiter und vergleicht die derzeitigen Verhältnisse mir einem Katastrophenfilm, in dem eine kontinuierliche Überlappung von Desastern Realität bedeutet.

Dürre auf deutschen Feldern

Während Privatpersonen sich entweder über die heißen Temperaturen freuen oder sich an einem kühlen Ort verstecken, kämpfen deutsche Landwirte mit den Langzeitfolgen der erneut auftretenden Dürreperiode. Forscher sehen den ausbleibenden Niederschlag der letzten drei Sommer als besorgniserregend und sprechen von der schlimmsten Dürre der letzten 250 Jahre. Die nachhaltige Veränderung des Klimas hat zur Folge, dass sich Landwirte verstärkt anpassen müssen, z. B. durch schonendere Verfahren der Bodenbearbeitung oder neue Züchtungsmethoden. Die Branche setzt auf staatliche Hilfe, da sie die schlechte Ernte doppelt zu spüren bekommen – weltweit ist genug Getreide vorhanden und die Preise für Verbraucher werden sich nicht ändern.

Veränderungen in der Mobilität – Vogelperspektive

Die Corona-Pandemie hat viele Menschen dazu gezwungen, ihre Urlaubspläne zu ändern oder aufzugeben. Flugzeug- und Kreuzfahrtbetreiber hat diese neue Situation vor viele Herausforderungen gestellt, darunter die logistische Frage, was mit überflüssigen Flugzeugen und Schiffen geschehen soll.

Der Ärmelkanal wurde in der Folge zu einem temporären Parkplatz umfunktioniert. Hier ankern nun Kreuzfahrtschiffe auf unbestimmte Zeit. Jedes Schiff hat ca. 100 Personen an Bord, welche sich um die Instandhaltung kümmern. So werden die Generatoren weiterhin benutzt und die geankerten Schiffe beleuchten nachts das Meer. Auch wenn diese Art der Ressourcennutzung bedeutend geringer ist als jede ausgebuchte Kreuzfahrt, wäre es nachhaltiger, wenn die Schiffe in Häfen ankern könnten, um die dortige Stromversorgung zu nutzen. Doch dafür fehlt der Platz und die Infrastruktur – im Moment bleiben die Geisterschiffe wo sie sind und dienen als lokale Touristenattraktion.

Die Flugbranche wurde ähnlich hart getroffen und rund zwei Drittel der weltweiten Flotte müssen gezwungenermaßen auf unbestimmte Zeit zwischengeparkt werden. Luftaufnahmen zeigen nun, wo diese Parkplätze liegen: Teruel in Ostspanien dient als Lagerstätte für europäische Maschinen, Alice Springs in Australien für Flugzeuge aus dem asiatischen Raum.

Außerdem: eine Studie der Uniklinik Frankfurt zeigt, dass die Ansteckungswahrscheinlichkeit durch Luftfilteranlagen in Flugzeugen reduziert wird.

Homeoffice um das Klima zu schützen

Die Coronakrise hat unsere Arbeitsweise verändert – nun zeigt eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie, dass sich die Arbeit im Homeoffice positiv auf das Klima auswirkt. Bereits zwei Tage in der Woche, an denen Arbeitnehmer nicht zu ihrer Arbeitsstelle pendeln müssen, würden 18 Prozent der Emissionen einsparen. Ein Sprecher von Greenpeace sieht in den neuen Erkenntnissen eine Chance, den Nahverkehr endlich auszubauen und die Pendlerpauschale zu streichen.

Das Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) hat die Studie für Greenpeace durchgeführt und betont, wie sehr die Arbeitswelt von dem Konzept Homeoffice positiv überrascht wurde. Dieser zunächst erzwungene Strukturwandel kann nun dazu genutzt werden, im Kleinen zum Beispiel verkehrsgeplagte Städte zu entlasten und im Großen das Klima dauerhaft zu verbessern.

Von Laura Emily Schulze

Micha Sager

How green is France?

@Micha Sager

 

Looking at the results of the recent municipal elections in France, it appears that a green wave (what French newspapers have termed as “la vague verte”) is rolling over the country. For the first time, Bordeaux, Lyon, Strasbourg and many other French cities now have a mayor representing the green party (Europe Écologie – Les Verts).

In Paris, Anne Hidalgo was re-elected. Even though she is a member of the struggling Parti socialiste (PS) she has put in place many ecological policies in the capital over the last few years. There has been an emphasis on banning cars from the city centre, for example in the streets near the Seine, which is part of Hidalgos agenda to reduce the massive issue of smog.

Her competitor from the green party did not envisage winning on a platform of ecological policy against her, and therefore prematurely withdrew his candidacy.

It should be mentioned that the 2020 voter turnout was very low. Less than 40 per cent of voters turned up at the run-off election. This may at first appear to be the impact of the Covid-19 pandemic, especially given that postal voting is not available in France. However, voter turnout has been dropping and was at a historical low in the last legislative election in 2017.

But how important are ecological topics and the fight against climate change to the French public? Protests from climate groups like Fridays for Future and Extinction Rebellion have gained many French supporters. We asked three young French people who were kind enough to answer our questions on their perspective of the current situation. Below are their comments in the three languages of 42 Magazine: French, English and German.

Blandine, 30, lives east of Paris and works in the capital for a PR agency. She is happy about the new bike lanes that have been spontaneously installed during the lockdown. Nevertheless, she thinks there is still a long way to go for creating more environmentally friendly and liveable cities:

Michel Bertolotti

@Michel Bertolotti

42: In your opinion, are the votes for the green party in the municipal election a sign of an ecological change in France?

Blandine: Environmental concerns are definitely more mainstream, especially in cities where residents tend to have no connection whatsoever to nature. Will a change in mindset bring about change in policy? Cities can take small steps towards improving daily life by reducing their environmental footprint, but they unfortunately have no impact on national policy making, industrial or economic. We will see what happens?

42: Do you believe that politicians have to do more to protect the environment and fight climate change? And if so, which steps do you believe are the most important now?

Blandine: Of course, and not only politicians: residents, cities, companies, industrial players all have to take responsibility. Political leaders have to tie it all together. It’s a difficult balance, as seen during the lockdown: Is the reduction of consumerism, industrial activity that we and our ecosystems urgently need, compatible with society’s current needs as well as catering for all aspects of sustainability, including social justice?

42: Since you are spending a lot of time in Paris due to your job, what do you think about the reduction of car traffic and the extension of bike lanes in the city centre? What else do you think would be important for the environment in Paris?

Blandine: Car traffic has been greatly reduced during lockdown, but in my opinion, it has now returned to its previous level. There are a lot more cyclists, including electric bicycles on the bike lanes, but many commuters have also opted for cars to avoid crowds in public transport post-lockdown. So as a cyclist, I feel I still have to fight against the traffic on my way: motorcycles that are using bicycle lanes, heavy pollution and noise pollution from constant honking (whose purpose I do not know). It’s pretty much business as usual. Nevertheless, some positive changes have occurred: There are more bike lanes now, especially in cities outside Paris that did not have any before. And more importantly, the lanes have improved: they have been specifically adapted to the needs of cyclists, with enhanced intersection management, and they are separate from the main car and bus lanes. There have been efforts made so that the lanes can actually be properly used by cyclists.

As for the second question, there’s no nature in Paris whatsoever, so one big challenge for municipal teams in Paris and greater Paris is to bring life back to our residential areas and create better access to the more remote and greener suburbs and forested areas.

Ben, 25, grew up in Compiènge (Hauts-de France) and lives in Poland where he works for an online bank. He is very critical about the way France and other countries manage climate change, especially regarding electricity generation:

Markus Distelrath

@Markus Distelrath 

42 : A ton avis, les victoires électorales des Verts, sont-elles un signe d’un changement écologique en France ?

Ben : J’aimerais bien que ce soit le signe d’un changement majeur, mais l’abstention aux élections est très élevée et la confiance dans la politique est au plus bas. Ceux qui ont voté pour un candidat vert sont peu nombreux et ne sont pas forcément très représentatif du pays. C’est donc un peu prématuré pour crier : “Victoire !” Au-delà de ça, je ne sais pas de quelle écologie ils parlent. Est-ce qu’ils veulent du green washing ou de vrais résultats ? Je suis toujours surpris de voir des écolos demander des bornes de rechargement de voitures électriques alors que l’électricité qui alimente la borne vient d’une centrale nucléaire en France ou d’une centrale à charbon en Pologne ou en Allemagne. Je ne parle même pas des batteries de voitures électriques faites avec des métaux rares extraits en Afrique. Bref, voter vert, c’est bien, mais attention aux fausses bonnes idées.

42 : Penses-tu que le politique doit faire plus pour protéger la nature et lutter contre le changement climatique ? Et quels sont les points les plus importants qu’il faut prendre en main ?

Ben : Oui et non. Ils ont quelques leviers pour déclencher une transition, mais assez peu finalement. Ils peuvent certes transformer les routes en pistes cyclables, organiser des marchés bio de produits régionaux ou même introduire une monnaie locale, mais ce sera le maximum. Le vrai changement est celui du citoyen. C’est à chacun de se demander si son propre comportement est cohérent avec son discours. Est-il cohérent de manifester contre le charbon et le nucléaire alors que tu veux acheter une voiture électrique ? Est-il cohérent de manifester pour sauver le climat tout en votant pour des gens qui encouragent le libre-échange avec des pays du bout du monde ? Est-il cohérent de vouloir toujours plus de croissance économique alors qu’on ne peut pas extraire infiniment des matières premières ? Je pense que la sobriété est bien plus efficace. J’ai renoncé à la voiture, au dernier téléphone portable, aux vêtements pas chers made in Bangladesh. Je pense que chaque fois que je fais les courses, je vote de fait. Lorsque je choisis d’acheter un produit local d’une ferme familiale, je vote pour les circuits courts et contre la production de masse. C’est l’excès qui nous a conduits au drame climatique, les politiciens ne sont que des éléments secondaires dans l’équation. La vraie solution, c’est la décroissance.

Louise, 24, studies and lives in Paris. She thinks it is important to also give a thought on the alliance with left parties that made the green party gain so many votes. And she would love to get rid of cars in cities much faster:

Nile

@Nile/Pixabay

42: Sind die Wahlsiege der grünen Partei bei den Kommunalwahlen deiner Meinung nach ein Zeichen des ökologischen Wandels in der französischen Politik?

Louise: Ich finde es zu eingeschränkt von einer grünen Welle bei den Kommunalwahlen zu sprechen. Zwar haben die Grünen Großstädte wie Bordeaux oder Marseille gewonnen und das ist ja außergewöhnlich und unerwartet, aber es verbirgt zwei Sachen. Zum einen haben die Grünen gewonnen, da wo es Bündnisse mit den anderen Linksparteien gab und sie hätten ohne die Annäherung mit diesen anderen Parteien nichts geschafft. Zum anderen vergisst man, wenn man so denkt, dass die Zahl der Nichtwähler nie so hoch gewesen ist. Also ich bin mir dessen nicht sicher, ob wir von einem ökologischen Wandel sprechen können.

42: Findest du die Politik sollte mehr zum Schutz der Umwelt und gegen den Klimawandel tun? Und wenn ja, welche Schritte wären aktuell besonders wichtig?

Louise: Auf jeden Fall! Die Politik sollte die erste Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels sein, allerdings ändert sich die Lage extrem langsam. Es ist schwierig zu wissen, welche die ersten Schritte sein sollten, da es so viel zu tun gibt. Aber vielleicht sollten Maßnahmen im Rahmen der Energie, wie die Isolation von Wohnungen, beim öffentlichen Nahverkehr, bei den Zügen und bei der Abschaffung inländischer Flüge getroffen werden. Aber stattdessen hat die Regierung 6 Milliarden an Airbus gegeben.

42: Du wohnst in Paris: Was würdest du dir in Sachen Umweltschutz für Paris wünschen? Wie gefällt dir die zunehmende Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt und der Ausbau der Fahrradwege? Was würdest du dir in Sachen Umweltschutz für Paris wünschen?

Louise: In Paris sollten Grünflächen erweitert werden. Auch Maßnahmen für den Umbau und eine bessere Isolierung der Wohnungen sollen getroffen werden. Ich bin selbstverständlich für die Reduzierung des Autoverkehrs und den Ausbau von Fahrradwegen. Es ist zurzeit erstaunlich, wie schnell die Stadt sich verändert. Neue Fahrradwege werden von einem Tag über den Anderen gebaut. Mein Traum wäre, dass die Autos aus der Stadt ausgetrieben werden…

What is the situation in your country like? Did you observe any green change in your region lately? Let us know in the comments or contact us on Twitter, Facebook and Instagram!

Von Juliane Sprick

Dirkek

In fortytwo’s nutshell – July Edition

@Dirkek

 

Die Coronakrise offenbart schonungslos, wie schädlich unser Fleischkonsum für das System Erde ist,  inklusive den Menschen. Vielleicht ein Weckruf für unsere Gesellschaft. Marcus Werner stellt für alle Fleischliebhaber:innen eine Lösungsmöglichkeit ohne Tierleid vor – aus dem Labor. Aber nicht nur die Beziehung zu Nutztieren könnte sich durch Corona verändern: Wegen der Krise machen zum Beispiel viele Deutsche Urlaub im eigenen Land.Doch auch hier werden die Folgen des Klimawandels immer offensichtlicher. Als Brandbeschleuniger dafür wirken weltweit sowohl das Mercosur-Abkommen als auch die derzeitige Hitze in Sibirien. 

Fleisch ohne Massenschlachtungen

Der Corna-Ausbruch im Produktionswerk von Tönnies führt uns Verbraucher:innen schonungslos vor Augen: Unser Fleischkonsum ist auf vielen Ebenen problematisch: mit Blick auf Tierhaltung, Arbeitsbedingungen in der Produktion und das Klima. 

Marcus Werner, Redakteur bei der Wirtschaftswoche, beschäftigt sich deswegen in seiner Kolumne mit der Frage: Schämen wir uns bald für das Massenschlachten? Er blickt dabei auf zukünftige Technologien, die Fleischgenuss aus dem Labor möglich machen. Er appelliert an die Gesellschaft, Flexibilität zu beweisen. Und führt dabei mehrere Sinneswandel in unserer Gesellschaft an. In die Hand zu niesen, empfänden wir heute zum Beispiel als abstoßend. Das unterstreiche, wie schnell (innerhalb von vier Monaten) sich Verhaltensweisen ändern können. Auch eine Chance für unser Verhältnis zu Fleisch.  

Mediterrane Temperaturen in der Nord- und Ostsee

In diesem Sommer entdecken viele Deutsche den Urlaub im eigenen Land. Besonders beliebt sind dabei die Nord- und Ostsee. Was die Urlauber:innen beim Schwimmen im Meer vielleicht nicht direkt bemerken: Auch dort steigen die Temperaturen wegen des Klimawandels an. Ein Problem, nicht nur für das das Ökosystem Meer, sondern auch für Schwimmer:innen. 

Zum Beispiel begünstigt der aktuelle Temperaturanstieg im Meer Wachstum und Ausbreitung von bestimmten Bakterien wie Vibrionen. Die können gerade für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden. Den genauen Hintergrund dazu erklärt Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, dem MDR.  

Fische auf gezwungener Wanderschaft

Während das Interview im MDR Bakterien und somit die Folgen für den Menschen in den Fokus rückt, fragt ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung nach den Folgen für die Tiere. Denn auch bei Fischen kommt durch den Temperaturanstieg einiges durcheinander. 

Zum Beispiel schwimmen immer häufiger mediterrane Fischarten wie Sardellen in der Nord- und Ostsee. Was für Feinschmecker*innen mit Freude verbunden ist, verursacht bei Meeresbiolog:innen Sorge. Rund 60 Prozent aller Fischarten sind laut einer bremerhavener Studie durch die Erhitzung der Meere gefährdet.

Das Mercosur-Abkommen als Brandbeschleuniger 

Für die EU-Ratspräsidentschaft hat sich Deutschland vorgenommen, das Mercosur-Abkommen abzuschließen. Hierbei handelt es sich um ein Freihandelsabkommen zwischen fünf südamerikanischen Ländern  – wie zum Beispiel Brasilien – und der Europäischen Union. 

Das Problem: Der Import von Fleisch und Soja aus Brasilien könnte zunehmen – und damit auch illegale Waldrodungen. Dabei steht Brasilien hierzulande genau deswegen in der Kritik. Die Studie dazu erläutert Klimareporter-Autorin Verena Kern in ihrem Artikel genauer. 

Hitze in Sibirien als weltweite Gefahr 

Die Hitze in Sibirien geht uns alle etwas an. Aktuell liegen dort die Temperaturen fünf Grad über den normalen Werten zu dieser Zeit. Eine Folge des Klimawandels. Das Phänomen geht allerdings über den Temperaturanstieg hinaus. Ein Großteil von Sibirien ist mit Permafrost bedeckt,  der für unser  Klima entscheidend ist.

Denn der Boden wird durch die ansteigenden Temperaturen aufgetaut. Dadurch kann wiederum weniger Sonnenenergie aufgenommen und zurückgestrahlt werden. Zusätzlich wird Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Ist der Permafrostboden einmal geschmolzen, kann er sich nicht wiederherstellen. Ein sogenannter Kippmoment im Klimawandel: Die Temperaturen erhitzen sich dadurch immer weiter und das hat auch Auswirkungen auf das weltweite Wetter: Luftströme verlangsamen sich, extreme Hitzeperiode können entstehen. Weitere Informationen und Hintergründe zu der Situation in Sibirien sind bei der Tagesschau und der Neuen Züricher Zeitung zu finden.

von Sophia Stahl 

TheDigitalWay/pixabay

Wie grün ist dein Bankkonto?

@TheDigitalWay/pixabay

 

Viele Menschen haben den Ernst der Klimakrise begriffen und bemühen sich, so klimaneutral wie möglich zu leben. Sie stecken ihr Geld in einen Deutschland-Urlaub, statt nach Mexiko zu fliegen, vermeiden Fast Fashion und konsumieren regionale Bio-Lebensmittel. Beim Geldausgeben macht sich der Wandel in den Köpfen deutlich bemerkbar. Aber wie sieht es beim Geldsparen aus?

Banken können dein Erspartes in Aktien und Anleihen von Konzernen investieren, um Rendite zu erzielen. Auch Kredite werden mit deinem Geld mitfinanziert. Dabei gehen die Banken in erster Linie nach wirtschaftlichen Kriterien vor, um am Ende möglichst viel Profit zu generieren. Transparenz bieten die wenigsten.

Es gibt aber auch solche, die mit Blick auf ihr Portfolio selbstgewählten Ausschlusskriterien und Regeln folgen. Die Umweltbank, zum Beispiel, verpflichtet sich, auf Geschäfte mit Unternehmen zu verzichten, die in den Bereichen fossile Brennstoffe, industrielle Tierhaltung oder Atomkraft tätig sind. Stattdessen finanziert sie ökologische Vorhaben. Dazu zählen Erneuerbare Energien und ökologisches Bauen. Wenn du also selbst keine Total-Aktie kaufen würdest, musst du auch deiner Bank nicht erlauben, es für dich zu tun.

Nachhaltige Banken achten zudem auf soziale Gerechtigkeit und ethische Standards. Konzerne, die ihr Geld mit Kinderarbeit, Waffenexport und Glücksspiel bereichern, haben bei diesen Bankhäusern keine Chance auf einen Kredit. Eine praktische Übersicht von 14 nachhaltigen Banken (Verbraucherzentrale, 2018) findest du hier, inklusive der jeweiligen Kriterien und Investitionsschwerpunkte.

Mehr zum Thema Banken, Finanzdienstleistern, Versicherungen und Nachhaltigkeit erfährst du bei den beiden Nicht-Regierungs-Organisationen Urgewald und Facing Finance. Beide publizieren regelmäßig interessante Artikel und Studien, um Verbraucher besser zu informieren.

Von Ella Steiner

 

@Alexandra Koch/pixabay

In 42’s Nutshell, June Edition

@Alexandra Koch/pixabay

 

Den richtigen Weg aus der Coronakrise finden – vor dieser Herausforderung stehen momentan viele Staaten weltweit. Sinkende Infektionszahlen lassen vielerorts eine langsame Rückkehr zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben zu. Europäische Staaten nehmen dafür Beträge in Milliardenhöhe in die Hand, um die angeschlagene Wirtschaft zu unterstützen. Während Industrie- und Handelsverbände die staatliche Investitionsbereitschaft loben, verfolgen Umweltschützer:innen die Konjunkturprogramme unter Nachhaltigkeitsaspekten mit kritischem Blick. 

Mut in der Krise

Der Economist betont in einem Leitartikel die Notwendigkeit, dass Staaten die Coronakrise als Gelegenheit nutzen sollen, um klimafreundliche Infrastrukturen aufzubauen. Der durch den Klimawandel verursachte Schaden „wird langsamer sein als die Pandemie, aber gewaltiger und nachhaltiger. Wenn es je einen Moment gab, in dem politische Anführer bei der Abwehr dieser Katastrophe Mut beweisen konnten, ist es dieser.“ 

Grüne Investitionen

Expert:innen befürchten starke Rückgänge bei den Investitionen in erneuerbare Energien im Energiesektor, stellt das Handelsblatt fest. Dabei zahlen sich grüne Investitionen langfristig aus: Eine aktuelle Studie des Londoner Imperial College und der IEA stellt fest, dass sich in den vergangenen zehn Jahren mehr Rendite mit Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien erwirtschaften ließ als mit Investitionen in Öl- und Gaskonzerne.

Konjunkturprogramme im Klimacheck

Eine Zusammenfassung über die weltweiten Konjunkturprogramme und deren Klima-Maßnahmen liefert der Tagesspiegel. Neben Deutschland wollen auch andere europäische Staaten in nachhaltige Konjunkturmaßnahmen investieren: Italien will den Kauf von Fahrrädern unterstützen, Luxemburg den Kauf von Elektroautos attraktiver gestalten, Dänemark investiert in die energetische Gebäudesanierung. Auch außerhalb Europas setzt man auf die Verknüpfung von Klima und Konjunktur. In Südkorea und Neuseeland sollen mehrere Tausend klimafreundliche Arbeitsplätze geschaffen werden, in Nigeria werden Subventionen für Öl abgeschafft. 

Konjunktur- und Klimaziele verbinden

In der Süddeutschen Zeitung wird am Entwurf des deutschen Konjunkturprogrammes beanstandet, dass Aspekte rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu kurz kommen. Bemängelt wird ein fehlendes Bekenntnis zu den langfristigen Klimazielen ebenso wie das Versäumnis, einen allgemeinen Klima-Check für die klimaorientierte Investitionsförderung einzuführen. Es sei von großer Bedeutung, dass Nachhaltigkeitskriterien für Investitionshilfen durch die Politik festgelegt würden. Ein vorgeschriebener Klima-Check, der sich an den  Bewertungskriterien für Klimarisiken (Carbon Risk Assessments) orientiert, könne über den Beitrag einer Maßnahme zum Klimaschutz informieren und Fehlinvestitionen effektiver verhindern. 

Von Neele Mühlhoff 

 

@ Ivo Mayr

Undercover-Recherche bei KlimaleugnerInnen: „Vermeintliches Unrecht spielt eine große Rolle“

@Ivo Mayr

Katarina Huth arbeitet als Journalistin mit dem Schwerpunkt Klimawandel beim gemeinnützigen Rechercheverband Correctiv. Im vergangenen Jahr nahm sie mit ihrem Kollegen Jean Peters undercover an einer EIKE-Konferenz teil, um herauszufinden, wie sich Klimawandelleugner*innen international organisieren. Denn EIKE – die Abkürzung steht für Europäisches Institut für Klima & Energie e.V. – ist entgegen des Namens kein Institut, sondern ein Verein, in dem sich Personen zusammenschließen, die die Verantwortung des Menschen an der Erderwärmung abstreiten und Klimapolitik als Betrug an der Bevölkerung ansehen. Auch den Gegengipfel zur Weltklimakonferenz in Madrid besuchten Huth und Peters im Rahmen ihrer Recherche.

Im Interview mit 42 spricht Katarina Huth über ihre Recherche und den Umgang mit Klimawandelleugner*innen. Die vollständige Correctiv-Berichterstattung findet ihr hier

Frau Huth, Sie befassen sich täglich mit dem Klimawandel, das ist Ihr Berufsfeld. Wie fühlt es sich an, Teil einer Konferenz zu sein, bei der manche Teilnehmer*innen die bloße Existenz des Klimawandels abstreiten?

Es war natürlich aufregend und spannend zu sehen, wie so eine Konferenz abläuft. Gleichzeitig hatten wir natürlich auch die Sorge, dass unsere Coverstory auffliegen könnte und unsere Recherche dahin ist. 

Bei den Konferenzen in München und Madrid konnten wir beobachten, dass sich die Teilnehmer*innen in ihren eigenen Filterblasen befanden: Es wurde auffällig viel über CO2 gesprochen – selbst in den Pausen. Zum Beispiel beugte sich ein Mann zu mir rüber und meinte, dass Gott schließlich CO2 erschaffen habe und es deswegen so schlecht gar nicht sein könne. 

@ Frontal 21

(Katarina Huth und Jean Peters getarnt als PR-Berater, Copyright: Frontal 21) 

Interessant war außerdem die Wortwahl der Teilnehmer*innen: Sie selbst bezeichneten sich als Klimaskeptiker*innen – oder realist*innen und die Gegenseite zum Beispiel Klimaaktivist*innen oder Klimaforscher*innen als Alarmist*innen. Sie bezeichneten die Klimapolitik der Bundesregierung als radikal. Das sehe ich anders… 

Was für Menschen nehmen denn an solchen Konferenzen teil?

Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt unterschiedliche Abstufungen, was das Abstreiten des menschengemachten Klimawandels angeht. Manche leugnen, dass es den Klimawandel überhaupt gibt, andere hingegen bezweifeln, dass Menschen darauf Einfluss ausüben könnten. Und andere geben sogar zu, dass der Mensch Einfluss habe, behaupten aber, dass die aktuellen Entwicklungen ungefährlich seien. 

Einige der Teilnehmer*innen haben eine klare wirtschaftliche und politische Agenda, wie zum Beispiel James Taylor vom Heartland Institute*. Für die ist es ein Business, Zweifel zu säen.

Generell fiel ich als junge Frau auf den Konferenzen auf. Ich habe vor allem alte und weiße Männer gesehen. Der Frauenanteil auf der Konferenz von EIKE in München lag bei fünf Prozent. 

Welche Motivationen stecken dahinter? Glauben die Klimawandelleugner*innen tatsächlich, dass der Klimawandel eine Lüge ist, oder verbreiten sie die Falschinformationen aus taktischen Gründen?

Darüber eine Aussage zu machen, ist schwierig. Ich kann nicht in die Köpfe von anderen Menschen schauen. Das Problem dabei ist auch, dass Lobbyarbeit nie transparent und einsehbar ist. In den USA ist das Business der Einflussnahme auf Klimathemen besser organisiert als in Deutschland, dort gibt es große Thinktanks und millionenschwere Lobby-Organisationen wie das Heartland Institute oder die Heritage Foundation. In Deutschland ist die Szene nicht so stark aufgestellt. Ich empfehle zu dem Thema das Buch Die Klimaschmutzlobby“ von Annika Joeres und Susanne Götze. Es gibt eine spannende Übersicht, mit welchen Strategien, Netzwerken und Argumenten Klimaschutz-Bremser*innen vorgehen. 

Im Gegensatz zu den Geschäftsmännern des Heartland Instituts wollen manche Menschen sicherlich die Klimakrise einfach nicht wahrhaben oder informieren sich einseitig. Die Klimakrise ist vielschichtig und beängstigend, das ist natürlich auch psychisch und emotional schwierig. Das verstehe ich auch. Da ist es leichter, zu sagen: „So schlimm wirds schon nicht“, oder: „Mich wird es schon nicht treffen“. Das Phänomen der Risikowahrnehmung ist weit verbreitet, da werden unbedeutende Ereignisse in ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit häufig überschätzt und große wichtige Sachen unterschätzt. Das passiert auch häufig bei Krankheiten. 

Also spielt auch Angst eine zentrale Rolle?

Ja, das ist auch ein Grund, weshalb der Klimawandel gerade auch für populistische Politik häufig benutzt wird. Man kann damit echt Stimmung machen, indem das Gefühl vermittelt wird, jemand möchte dir etwas wegnehmen.

Woran kann ich denn die typische Sprache der Klimawandelleugner*innen erkennen?

Die Sprache ist häufig sehr emotionalisierend, die Überschriften sind reißerisch und der Unterschied zwischen Meinung und Information schwer ersichtlich. Außerdem wird häufig ein konkretes Feindbild gezeichnet, die Welt weiß-schwarz gesehen. Darüber hinaus spielt vermeintliches Unrecht eine große Rolle: Jemand möchte mir meine Rechte wie Autofahren oder Fleisch essen wegnehmen. 

Einzelne Erfahrungen wie: „Aber bei mir regnet es viel“ oder „Im Winter hat es doch total viel geschneit“ werden verallgemeinert und als Beweise gegen den Klimawandel herangezogen. Bei Klima-Falschmeldungen wird oft ein vielleicht wahrer Kern aus dem Zusammenhang gerissen, verkürzt und vereinfacht dargestellt. Das Szenario über CO2 und den Düngeeffekt ist dafür ein typisches Beispiel.

Und was kann man dieser Sprache entgegensetzen?

Wenn man in einer Diskussion oder Gespräch mit  Familienmitgliedern oder Freund*innen mit zweifelhaften Aussagen in Kontakt kommt, dann kann man sich zusammensetzen und gemeinsam die Quellen recherchieren. Woher stammen diese Informationen? Findet ihr weitere Belege, um diese Aussage zu stärken oder zu entkräften? Das kann helfen, wenn es nur um einzelne falsche Thesen geht. Da kann die Meinung noch verändert werden, darum geht es. Bei ganzen Verschwörungsideologien helfen solche Gespräche meistens leider nicht mehr. 

Auf Social Media sollte ich mich selbst in die Verantwortung nehmen und zum Beispiel nicht einfach etwas Zweifelhaftes auf Facebook teilen, wenn ich nicht weiß, wer die Quelle ist. Steht zum Beispiel hinter der Aussage eine Privatperson von Youtube oder eine Institution? Ob eine Webseite seriös ist, erkennt man  eventuell an einem Impressum. 

Oft führt fehlende Medienkompetenz zur schnellen Verbreitung von Falschinformationen auf Social Media. Um sich in Sachen Recherche und Falschinformationen weiter zu informieren, kann man Kurse und Workshops in der Reporterfabrik von Correctiv belegen. 

 

@Ivo Mayr

Katarina Huth gehört zur Klimaredaktion des gemeinnützigen Rechercheverbunds Correctiv. Bevor sie ihr Volontariat begann, war sie im Bereich der Medienarbeit tätig. Sie studierte in Berlin und Valencia Volkswirtschaft studiert.

 

 

*Hintergrund zur Recherche:

Da die Fronten für eine Presseakkreditierung zu verhärtet waren, recherchierten die Journalist*innen verdeckt auf der EIKE-Konferenz. Getarnt als PR-Berater*innen kamen die beiden Journalist*innen unter anderem mit James Taylor ins Gespräch, dem Direktor für Klimapolitik vom Heartland Institute – einer amerikanischen Denkfabrik für Klimawandelleugner*innen. Davor versuchte das Institut, in verschiedenen Kampagnen zu beweisen, dass Rauchen ungefährlich sei. Aktuell tritt die Lobby-Organisation gegen strenge Regeln zur Bekämpfung des Corona-Virus ein. 

Die Undercover-Recherche funktionierte: Die Journalist*innen immer noch getarnt als PR-Berater*innen wurden zum Gegengipfel zur offiziellen COP25, der Weltklimakonferenz im Dezember 2019, in Madrid eingeladen. Dort bot Taylor ihnen an, eine Kampagne gegen Umweltschutz in Deutschland zu initiieren, gegen eine vermeintlich anonyme Spende aus der deutschen Autoindustrie über den Donors Trust. Später verschriftlichte er sein Angebot – der Beweis schwarz auf weiß.

Dominic Wunderlich/Pixabay

In 42’s Nutshell, May Edition

@Dominic Wunderlich/Pixabay

Dass die Coronakrise die Klimakrise aussticht, war in den letzten Monaten eine große Befürchtung vieler Klimaaktivist*innen. Im Mai lockerten die ersten Staaten ihre Ausgangs- und Kontaktsperren, für manche kehrt langsam eine gewisse Normalität zurück. Trotz hochschnellender Emissionswerte, die die Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens mit sich bringt, gibt es auch Hoffnung. So scheint sich der Klimaschutz in Europa auch politisch zu einem wichtigen Bestreben gemausert zu haben. In Form eines „grünen Wiederaufbaus“ soll er nun besser umgesetzt werden. 

Umweltverschmutzung kommt zurück

Wenig optimistisch berichtet Reporterre von einem erheblichen Anstieg der Emissionen in China, nachdem die strengen Quarantänebestimmungen aufgehoben wurden. Ein zusätzlicher Faktor sei, dass viele Menschen den öffentlichen Nahverkehr wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos meiden und auf den PKW zurückgreifen. Mit der menschlichen Aktivität kam auch die Luftverschmutzung zurück. Laut dem Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA), übersteigen die derzeitigen Schadstoffwerte sogar die Zahlen vom Vorjahr, obwohl bisher nur ein Teil der Industrie wieder geöffnet ist.

Green Recovery

Eine Anfang Mai publizierte Oxford-Studie legt nahe, dass grüne Konjunkturmaßnahmen, also solche, die an die Bedingung geknüpft sind, umweltschädliche Emissionen zu senken, auch wirtschaftlich gesehen, besser sind als herkömmliche Rettungsschirme. Laut Klimareporter°(https://www.klimareporter.de/deutschland/gruenes-konjunkturpaket-solardeckel-und-polen-als-ueberraschender-klimaschuetzer ), der die Hauptergebnisse der Studie übersichtlich zusammengefasst hat, sind die grünen Finanzspritzen nicht nur nachhaltig, sondern sorgen kurzfristig für mehr Arbeitsplätze.

Der erste klimaneutrale Kontinent?

Mit Verspätung stellte die Europäische Kommission den Green Deal vor. Unter anderem sollen bis 2030 bereits 50 bis 55 Prozent der schädlichen Emissionen reduziert werden. Auch sollen 25 Prozent der Agrarfläche Europas Bio-Standards entsprechen (im Vergleich zu heutigen 7,5 Prozent), so die französische Zeitung Libération.

Die Süddeutsche Zeitung betont in ihrer Berichterstattung, dass der Green Deal Chancen für Investoren bietet. Mit einem nachhaltigen Umbau soll die Wirtschaft angekurbelt werden. Covid-19 sei also ein Verbündeter und kein Gegner der Klimapolitik. Positiv wird bewertet, dass auch Polen sich mehr und mehr für eine klimafreundliche Politik öffnet.

Leben in extremer Hitze

Die BBC berichten von neuen erschreckenden Folgen der Erderwärmung. Tim Lenton, Klimaforscher und Direktor des Global Systems Institute an der University of Exeter ist Co-Autor einer Studie, die besagt, dass im Jahr 2070 bis zu drei Milliarden Menschen in Regionen mit „unerträglichen Temperaturen“ leben werden, selbst wenn das Pariser Klimaabkommen eingehalten werden sollte.

Von Ella Steiner