2020 war in vielerlei Hinsicht ein ereignisreiches Jahr – so auch im Bezug auf das Weltall. Zuschauer weltweit schauten sich den Livestream am 30. Mai an, um den historischen Start des ersten kommerziellen Raumtransports zur ISS mitzuerleben. Der Marsrover Perseverance befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zum Mars und die Sonne zeigt sich in neuen Aufnahmen von ihrer besten Seite. Das Wettrennen um die Lokalisierung eines Schwarzen Loches bringt Forscher:innen einen Nobelpreis ein – während Aufnahmen der Europäischen Südsternwarte uns eindrucksvoll das Phänomen der „Spaghettisierung“ zeigen. Und das Forscher- und Ingenieurteam um Opportunity drücken ihre Gefühle für den Marsrover aus, indem sie ihm eine Playlist erstellen.
Mars 2020 – Perseverance
Als die NASA einen Schülerwettbewerb ausrief, um ihren neuen Marsrover zu benennen, konnte die Weltraumagentur noch nicht ahnen, wie sehr sich der gewählte Namen auch auf das Jahr 2020 anwenden lassen würde. Gewinnen tat der 13-Jährige Alexander aus Virginia; er hatte vorgeschlagen, den Rover “Perseverance” zu nennen – Ausdauer oder Durchhaltevermögen. Beides sind Fähigkeiten, die der Mars Rover auf seinem baldigen Einsatzort durchaus benötigen wird. Perseverance wird am 18. Februar 2021 auf dem Mars erwartet, um dort nach Zeichen früherer Lebensformen zu suchen und Proben zu sammeln.
Eine neue Art des Raumtransports
SPACEX DEMO-2 historischer Start am 30. Mai bedeutete die erste Beförderung von amerikanischen Astronauten ohne russische Hilfe seit 2011. Außerdem hat der Start eine neue Ära der Raumfahrt eingeläutet, in der staatliche Organisationen eng mit dem Wirtschaftssektor zusammenarbeiten. Beide Seiten profitieren von der Kooperation und kombinieren Erfahrungswerte mit innovativen Ideen. So können viele Teile der Mission auch in zukünftigen Projekten wiederverwendet werden und landen beim Start nicht als Müll im Meer. Da Elon Musk hinter der Gründung von SPACEX steht, war es auch kein Wunder, dass die beiden Astronauten im Tesla zum Start gefahren wurden, um dann in futuristischen Raumanzügen die Crew Dragon zu betreten.
Nach vielen Rückschlägen und Verzögerungen sollte die SPACEX DEMO-2 Mission am 27. Mai 2020 am Kennedy Space Center starten, wurde jedoch aufgrund von schlechten Wetterverhältnissen kurzfristig abgesagt. Der erfolgreiche Start fand dann am 30. Mai 2020 statt und die beiden Astronauten kehrten am 2. August von ihrer vollendeten ISS Mission zurück.
Ein Geburtstag und ein Jubiläum
Das Hubble Teleskop verändert durch seine klaren Aufnahmen von weit entfernten Galaxien und Sternen seit 30 Jahren, wie wir das Weltall sehen. Im Rahmen der Hubble Mission hat das Teleskop soweit 1.4 Millionen Observationen durchgeführt. NASA hat einige dieser Aufnahmen auf ihrer Website zusammen getragen. Hoffentlich kann Hubble seinen 60. Geburtstag auch noch feiern und uns Menschen hier auf der Erde weiter faszinieren und inspirieren.
Kürzlich haben wir außerdem (auch in unserer November-Presseschau) 20 Jahre menschliche Präsenz auf der ISS gefeiert. Mit ganz viel Glück werden wir das nächste runde Jubiläum auch noch feiern können, bis die internationale Raumstation in den Ruhestand geschickt wird.
Opportunity, Wake Up!
Es ist schon länger her, dass NASA ein Lebenszeichen von Opportunity erhalten hat – die letzte Kommunikation fand am 10. Juni 2018 statt. Bald wird der neue Rover Perseverance auf dem Mars ankommen, weshalb dies ein guter Moment ist, an die besondere Bindung zwischen Opportunity und den Wissenschaftlern von NASA’s Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Kalifornien zu erinnern. Nach einem besonders schlimmen Staubsturm auf der Marsoberfläche konnte der Rover nicht mehr aus dem Ruhezustand erweckt werden. Das JPL Team begann jeden Marstag mit einem thematisch passenden Lied, dass sie an Opportunity schickten, in der Hoffnung, dass der Rover vielleicht doch noch aufwachen würde. Die Playlist began mit “Wake Me Up Before You Go-Go” und beinhaltet andere Klassiker wie “Rocket Man” und “Here Comes The Sun” und schlussendlich; “I’ll Be Seeing You.” Es bleibt abzuwarten, ob solche Playlists mit Perseverance zu einer Tradition werden.
And the Physics Nobel Prize goes to…
drei Wissenschaftler und ihre Forschung an schwarzen Löchern. Der deutsche Reinhard Genzel ist Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching und teilt sich eine Hälfte des Preises mit der Amerikanerin Andrea Ghez, Professorin für Astronomie an der University of California in Los Angeles (UCLA). Die andere Hälfte des Preises geht an den Briten Sir Roger Penrose, einen theoretischen Physiker, welcher in den 60er Jahren Grundlagen zur Erforschung von schwarzen Löchern legte und zeigte, dass “genügend Materie unter realistischen Bedingungen zu Schwarzen Löchern kollabieren kann”. Genzel und Ghez lieferten sich ein Wettrennen um die Lokalisierung eines schwarzen Loches im Zentrum der Galaxis. Zum Glück ist es kein besonders aktives Schwarzes Loch, da unsere Erde “nur” 26000 Lichtjahre entfernt liegt – um die galaktische Ecke sozusagen.
Tod durch Spaghettisierung
Was passiert eigentlich, wenn man einem Schwarzen Loch zu nahe kommt? Grundsätzlich hört das Objekt auf zu existieren, einen Vorgang, den man “Tidal Disruption Event” nennt. Vorher findet aber noch die Spaghettisierung statt. Der Europäischen Südsternwarte (ESO) ist es dieses Jahr gelungen, diesen Vorgang in Teilen mit anzusehen. Spaghettisierung passiert, wenn zum Beispiel ein Stern dem Schwarzen Loch zu nahe kommt und dann durch die extreme Anziehungskraft in Fäden zerrissen wird. Wenn einige dieser Fäden in das Schwarze Loch geraten, wird viel Energie freigesetzt, die dann Lichtblitze loslöst, wie den, den die ESO gesehen hat.
Die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite
Der Solar Orbiter konnte dieses Jahr die bisher genausten Aufnahmen der Sonnenoberfläche liefern. Die Mission ist eine Kollaboration zwischen NASA und der European Space Agency (ESA). Der Orbiter blieb bei den Aufnahmen im Orbit der am nächsten gelegenen Planeten Venus und Merkur und konnte so die verschiedenen “Gesichter” der Sonne aufnehmen. Bemerkenswert sind hier die sogenannten “campfire”, die man klar auf der Oberfläche der Sonne sehen kann. Der Forscher David Long sieht in diesen “campfires” die Erklärung für das Phänomen “coronal heating” welches zeigt, dass die äußere Schicht der Sonne 200-500 mal heißer ist als die restlichen Schichten.
Gut Ding will Weile haben
Zwei Jahre lang hat NASAs Raumsonde OSIRIS-REX den Asteroiden Bennu umkreist, immer im respektvollen Abstand. Die Raumsonde hat zunächst Bennu nur fotografiert und aus der Entfernung untersucht. Dieses Jahr konnte OSIRIS-REX endlich auf der Oberfläche des Asteroiden landen und Proben sammeln. Diese Manöver hat unter anderem deshalb so lange gedauert, da die Raumsonde von der Erde aus schwierig zu steuern ist, jedes Signal braucht etwas eine Viertelstunde, bevor es übermittelt ist. Bennu hat etwa einen Durchmesser von 500m und kreist rund 330 Millionen Kilometer entfernt um die Sonne. Wollen wir hoffen, dass wir Bennu durch die Proben endlich besser kennenlernen können.
Von Laura Emily Schulze