@Dirkek
Die Coronakrise offenbart schonungslos, wie schädlich unser Fleischkonsum für das System Erde ist, inklusive den Menschen. Vielleicht ein Weckruf für unsere Gesellschaft. Marcus Werner stellt für alle Fleischliebhaber:innen eine Lösungsmöglichkeit ohne Tierleid vor – aus dem Labor. Aber nicht nur die Beziehung zu Nutztieren könnte sich durch Corona verändern: Wegen der Krise machen zum Beispiel viele Deutsche Urlaub im eigenen Land.Doch auch hier werden die Folgen des Klimawandels immer offensichtlicher. Als Brandbeschleuniger dafür wirken weltweit sowohl das Mercosur-Abkommen als auch die derzeitige Hitze in Sibirien.
Fleisch ohne Massenschlachtungen
Der Corna-Ausbruch im Produktionswerk von Tönnies führt uns Verbraucher:innen schonungslos vor Augen: Unser Fleischkonsum ist auf vielen Ebenen problematisch: mit Blick auf Tierhaltung, Arbeitsbedingungen in der Produktion und das Klima.
Marcus Werner, Redakteur bei der Wirtschaftswoche, beschäftigt sich deswegen in seiner Kolumne mit der Frage: Schämen wir uns bald für das Massenschlachten? Er blickt dabei auf zukünftige Technologien, die Fleischgenuss aus dem Labor möglich machen. Er appelliert an die Gesellschaft, Flexibilität zu beweisen. Und führt dabei mehrere Sinneswandel in unserer Gesellschaft an. In die Hand zu niesen, empfänden wir heute zum Beispiel als abstoßend. Das unterstreiche, wie schnell (innerhalb von vier Monaten) sich Verhaltensweisen ändern können. Auch eine Chance für unser Verhältnis zu Fleisch.
Mediterrane Temperaturen in der Nord- und Ostsee
In diesem Sommer entdecken viele Deutsche den Urlaub im eigenen Land. Besonders beliebt sind dabei die Nord- und Ostsee. Was die Urlauber:innen beim Schwimmen im Meer vielleicht nicht direkt bemerken: Auch dort steigen die Temperaturen wegen des Klimawandels an. Ein Problem, nicht nur für das das Ökosystem Meer, sondern auch für Schwimmer:innen.
Zum Beispiel begünstigt der aktuelle Temperaturanstieg im Meer Wachstum und Ausbreitung von bestimmten Bakterien wie Vibrionen. Die können gerade für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden. Den genauen Hintergrund dazu erklärt Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, dem MDR.
Fische auf gezwungener Wanderschaft
Während das Interview im MDR Bakterien und somit die Folgen für den Menschen in den Fokus rückt, fragt ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung nach den Folgen für die Tiere. Denn auch bei Fischen kommt durch den Temperaturanstieg einiges durcheinander.
Zum Beispiel schwimmen immer häufiger mediterrane Fischarten wie Sardellen in der Nord- und Ostsee. Was für Feinschmecker*innen mit Freude verbunden ist, verursacht bei Meeresbiolog:innen Sorge. Rund 60 Prozent aller Fischarten sind laut einer bremerhavener Studie durch die Erhitzung der Meere gefährdet.
Das Mercosur-Abkommen als Brandbeschleuniger
Für die EU-Ratspräsidentschaft hat sich Deutschland vorgenommen, das Mercosur-Abkommen abzuschließen. Hierbei handelt es sich um ein Freihandelsabkommen zwischen fünf südamerikanischen Ländern – wie zum Beispiel Brasilien – und der Europäischen Union.
Das Problem: Der Import von Fleisch und Soja aus Brasilien könnte zunehmen – und damit auch illegale Waldrodungen. Dabei steht Brasilien hierzulande genau deswegen in der Kritik. Die Studie dazu erläutert Klimareporter-Autorin Verena Kern in ihrem Artikel genauer.
Hitze in Sibirien als weltweite Gefahr
Die Hitze in Sibirien geht uns alle etwas an. Aktuell liegen dort die Temperaturen fünf Grad über den normalen Werten zu dieser Zeit. Eine Folge des Klimawandels. Das Phänomen geht allerdings über den Temperaturanstieg hinaus. Ein Großteil von Sibirien ist mit Permafrost bedeckt, der für unser Klima entscheidend ist.
Denn der Boden wird durch die ansteigenden Temperaturen aufgetaut. Dadurch kann wiederum weniger Sonnenenergie aufgenommen und zurückgestrahlt werden. Zusätzlich wird Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Ist der Permafrostboden einmal geschmolzen, kann er sich nicht wiederherstellen. Ein sogenannter Kippmoment im Klimawandel: Die Temperaturen erhitzen sich dadurch immer weiter und das hat auch Auswirkungen auf das weltweite Wetter: Luftströme verlangsamen sich, extreme Hitzeperiode können entstehen. Weitere Informationen und Hintergründe zu der Situation in Sibirien sind bei der Tagesschau und der Neuen Züricher Zeitung zu finden.
von Sophia Stahl